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Mariazell - Nationalheiligtum Österreichs
Wallfahtsbasilika Mariazell © Foto Kuss

Die Wallfahrt nach Mariazell ist seit 125 Jahren traditionell die Hauptwallfahrt des Simmeringer Pilgervereins und findet einmal im Jahr im Sommer statt.

Seit über 850 Jahren ist Mariazell für viele Länder und Nationen Europas zum beliebtesten Wallfahrts- und Erholungsort geworden. Vor allem die Ungarn und Slawen, aber auch die deutsch sprechenden Stämme der ehemaligen Donaumonarchie sind mit diesem Ort, dem Nationalheiligtum Österreichs, aufs engste verbunden. Man muss diese Stadt mit den ca. 2000 Einwohnern, deren Geschichte aufs innigste mit der Entwicklung des christlichen Abendlandes verknüpft ist, gesehen und erlebt haben, um ihre Eigenart und damit ihre wahre Größe zu verstehen.

Mariazell im Bundesland Steiermark verdankt seine Gründung einem Benediktinermönch aus dem Stift St. Lambrecht, der 1157 eine holzgeschnitzte Marienstatue hierher brachte, wo vor allem Holzfäller wohnten. Eine kleine "Zelle" über dem Bildnis gab Anlass für den Namen Mariazell. Der Ruf wunderbarer Gebetserhörungen brachte bald Pilger aus vielen Ländern zu diesem Gnadenbild. Um das Jahr 1200 baute Markgraf Heinrich von Mähren zum Dank für seine Heilung nach schwerer Krankheit die erste Kirche aus Stein. König Ludwig I. von Ungarn stiftete 1370 nach einem glorreichen Sieg über die Türken die erste Kirche mit gotischem Turm, der heute noch mit seinen 90 Metern zum Himmel ragt. 1644 vergrößerte Abt Benedikt Pierin von St. Lambrecht mit Unterstützung Kaiser Ferdinands III. das damalige Gotteshaus zur heutigen majestätischen Größe. Architekt war der berühmte italienische Baumeister Domenico Sciassia.

Der Hochaltar, eine Dankesgabe Kaiser Karls VI., wurde nach den Plänen des Johann B. Fischer von Erlach errichtet. Der Gnadenaltar, das Ziel der Pilger und Beter, zu dem die große Kaiserin Maria Theresia 1757 das prunkvolle Silbergitter stiftete, stammt von dessen Sohn Emanuel Fischer von Erlach (1727). Darüber hinaus schufen bedeutende Künstler ihrer Zeit an der großartigen Inneneinrichtung und machten die Kirche, die 1907 zur Basilika erhoben wurde, zu einem der schönsten Bauwerke christlicher Kunst. Eine seltsame Harmonie von Gotik und Barock ist charakteristisch für dieses Heiligtum und damit einmalig in Europa.

Bald nachdem Mönche des Gründerklosters St. Lambrecht im Jahre 1992 die Betreuung Mariazells von ihren Mitbrüdern aus Kremsmünster übernommen hatten, begann der neue rührige Superior Mag. P. Karl Schauer die Basilika innen und außen umfassend zu renovieren. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wollte man alle erforderlichen Arbeiten aufzählen. So soll nur beispielsweise die Erneuerung sämtlicher Elektroinstallationen, des Daches und aller Fenster erwähnt werden. Kaputte Fassadenteile mussten durch neue ersetzt und etliche Teile der Basilika auf ihr ursprüngliches Aussehen "zurückgeführt" werden. Die riesige Orgel mit ihren 55 Registern auf der Orgelempore, die sogenannte "Wiener Orgel", wurde auf Kosten der Stadt Wien erneuert und kann sowohl von oben als auch von unten gespielt werden.

Wie lebendig und beliebt Kirchen über Jahrhunderte hinweg waren und sind, kann man daran ermessen, dass jede Periode der Frömmigkeitsgeschichte, der theologischen Entwicklung, der Kunstgeschichte, der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen Spuren hinterlassen hat. Sie sind deutlich lesbar und geben Zeugnis vom Zeitenwandel. Den "reinen Stil" gibt es nicht.

(red)