Am Morgen des 22. September 2013 machten sich bei strahlendem Wetter mehr als 180 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus Simmering auf den Weg, um nach Pottenstein zu pilgern. Es war keine normale Wallfahrt, denn bereits zum 300. Mal brachen Menschen aus dem 11. Wiener Gemeindebezirk auf, um bei der Gnadenstatue "Maria, Trost im Ellend" innezuhalten und zu beten. Seit 1713 gibt es diese Gelöbniswallfahrt aus Dank vor der Errettung durch die Pest. Aber nicht nur dieses Jubiläum galt es zu feiern. Das Jahr 1888 ist beim Mariazeller Prozessionsverein Simmering verwurzelt, denn in diesem Jahr wurden die Pilger auf ihrem jährlichen Weg vor der in Pottenstein grassierenden Cholera gewarnt und konnten gesund nach Hause zurückehren. An der Stelle, wo sie die Warnung erhielten, in Ödlitz bei Baden, erinnert seit diesem Jahr ein Wegkreuz an diese Rettung. Hier war auch die erste Station der Wallfahrt im Jahr 2013. Vom Simmeringer Kreuz, wie dieses Wegkreuz genannt wird, ging es heuer zu Fuß nach Pottenstein. "Ich freue mich, so eine große Schar von Pilgerinnen und Pilgern zu erleben", war der Obmann des Vereins, Johann Kasehs beeindruckt. Für ihn war die Wallfahrt durch das Erlebnis der Gemeinschaft und den gemeinsamen Fußweg eine Kraftquelle im Glauben. "Wallfahren bedeutet für mich immer eine Suche nach der inneren Kraft, meinen Glauben zu vertiefen und im Alltag innezuhalten, einmal zumindest einen Tag lang Einkehr zu halten", erklärt er. Aber auch das "weg sein von der Bequemlichkeit" und "mit anderen Menschen ein gemeinsames Ziel zu haben" sei wichtig. "Bei solch einer Wallfahrt mit den zwei Jubiläen, 125 Jahre Simmeringer Kreuz und 300 Jahre Pottenstein, zieht schon ein wenig Gänsehaut auf, vor allem wenn man zurückdenkt, dass unsere Ahnen bereits hier in Pottenstein beteten", so Kasehs.
Für den Obmann des größten Wiener Pilgervereines ist es eine große Freude, dass "so viele junge Menschen und junge Familien mit auf dem Weg sind. Unser alter Verein ist generationenübergreifend und wir schaffen es, ein Angebot für Jung und Alt zu bieten: nämlich das gemeinsame im Glauben unterwegs sein", ist er stolz, denn mittlerweile seien die Großelterngeneration mit den Eltern, den Enkeln und auch bereits den Urenkeln auf Wallfahrt mit. "Und wir können gemeinsam pilgern", betont er, "denn die zu Fuß gehen können, gehen ein Stück zu Fuß und die nicht mehr so fit sind, können mit dem Pilgerbus mitfahren, aber wir haben ein gemeinsames Ziel, heute das Pilgerheiligtum Pottenstein", so Obmann Johann Kasehs.
Am Jubiläumswallfahrtstag stand für den Altsimmeringer Pfarrer und geistlichen Leiter des Mariazeller Prozessionsvereins Simmering, Dechant Christian Maresch, das Gebet im Mittelplunkt, wie er in seiner Festpredigt betonte. Gemeinsam schmückten die Wallfahrer einen grünen Baum mit Gebetsanliegen, die beim Abschluss des Pilgertages "gepflückt" werden konnten. So dienten die Anliegen, die auf die Wallfahrt mitgenommen wurden, als Nahrung für das persönliche Gebet und prägten die spirituelle Gemeinschaft der Pilger, zu der die Lesung an diesem Sonntag aufforderte.
Gestärkt durch Gebet, Einkehr, ein gutes Mittagessen - auch gut essen und trinken gehört seit jeher zu einer Pilgerfahrt - feierten die Pilgerinnen und Pilger den Abschluss der Wallfahrt auf dem Mariahilfberg in Gutenstein. Hier wurde den Menschen die persönliche Verehrung des Gnadenbildes zuteil, denn P. Alexander Reimann OSM holte das Gnadenbild aus dem Hochaltar zur persönlichen Verehrung herunter. Für die Simmeringer Pilger war das eine besondere Form der Andacht.
Den ganzen Tag über wurde die Pilgergruppe von einer Abordnung der Stadtkapelle Schwechat begleitet.